Auftritt im Rollstuhl 2011
Patricia und Fabian tanzen im Rollstuhltanzkurs mit. Nicht, dass Fabian den Rollstuhl bräuchte (Gott sei Dani nicht!), aber für den Rollstuhlkurs assistiert er der Tanzlehrerin und so tanzt er auch hin und wieder bei einem Auftritt mit.
Über einen dieser Auftritte berichtete die Presse:
Acher- und Bühler Bote | 25. Mai 2011
Winkende Hände statt Beifall
Katholische Gehörlosengemeinschaft Bühl feiert 100-jähriges Bestehen
Von unserer Mitarbeiterin Stephanie Kopf
Bühl. Wenn rund 100 Menschen zusammenkommen, dann geht man davon aus, dass ohrenbetäubender Lärm den Raum erfüllt. Nicht so bei den Gehörlosen, die sich zum 100-jährigen Bestehen der Bühler katholischen Gehörlosengemeinschaft „Selige Schwester Ursula“ im Alban-Stolz-Heim getroffen haben.
Statt frenetischem Applaus für die Einlagen des Tanzstudios Fromme, schnellten 100 Paar Hände in die Höhe und winkten begeistert. Das ist unter Gehörlosen das Zeichen für Beifall, und die Akteure auf der Bühne freuten sich genauso darüber wie über gewöhnliches Händeklatschen.
DIE TANZEINLAGE der Rollstuhl-Tanzgruppe aus Bühl gefiel den Besuchern der 100-Jahr-Feier der Gehörlosengemeinschaft. Foto Kopf
Überhaupt wurde der Besuch eines Hörenden bei den Nicht-Hörenden zu einem echten Erlebnis: Wer Menschen mit Hörbeeinträchtigung beobachtet, kommt aus dem beeindruckten Staunen nicht heraus. Da ist bei einer angeregten Unterhaltung fast der ganze Körper in Aktion. Mit Gesichtsmimik wird den nicht ausgesprochenen Worten Bedeutung verliehen, mit den Händen werden blitzschnell die Sätze dazu formuliert. Die Gebärdensprache ist für einen Hörenden aber ansatzweise nachzuvollziehen: Ein ausgestreckter Daumen nach oben bedeutet in der Welt der Hörenden und Nichthörenden dasselbe: „Toll, gut, prima“.
Auch Gerhard Schemel stattete der Versammlung einen Besuch ab: Als ehrenamtlicher Bürgermeister-Stellvertreter überbrachte er die Grußworte der Stadt Bühl, und für seine Laudatio gab es sogar eine Übersetzerin: Doris Goth, Referentin der Gehörlosenseelsorge, transferierte in Gebärdensprache das, was Schemel ins Mikrofon sprach: Schon im Kaiserreich hatten sich mutige Männer und Frauen in Bühl zusammengefunden, um die Interessen und Probleme der Gehörlosen der Öffentlichkeit nahezubringen und zu vertreten. Die Bedürfnisse der Mitglieder waren seit jeher vielfältig und werden es auch künftig sein. Mit Gottes Segen und vielen guten Wünschen schickte Schemel die Gehörlosengemeinschaft ins nächste Jahrhundert ihres Bestehens, und statt lautem Beifall wurde begeistert mit den Händen gewunken.
Die Tanzschule Fromme gestaltete den Showteil der Versammlung: Zum einen trat eine lateinamerikanische Tanzgruppe auf, davor heimste aber die Rollstuhltanzgruppe jede Menge Händewinken ein: Jeweils eine Fußgängerin absolvierte mit einem rollstuhlfahrenden Tanzpartner eine Rumba, einen langsamen Walzer und einen Jive.
Viele lobende Dankesworte in Form von Mimik und Gestik für die Bühler Gehörlosenvereinigung, die aus rund 20 Mitgliedern besteht, gab es auch vom Generalpräses des katholischen Verbands deutscher Gehörlosen (kVdG), Josef Rothkopf. Aus ganz Baden-Württemberg waren Vertreter katholischer Gehörlosenvereinigungen angereist, um gemeinsam mit den Bühlern deren großes Jubiläum zu feiern.
Am Morgen hatten Gäste und Gastgeber in der Pfarrkirche St. Peter und Paul einen großen Gottesdienst begangen, der von Weihbischof Bernd Uhl mitgestaltet worden war. Und immer mit von der Partie: Bernhard Stoffel-Braun, Gehörlosenseelsorger für die Bühler Gemeinschaft. Als hörender Diakon agiert er als Übersetzer, Zuhörer und Erzähler. Die Gebärdensprache beherrscht er selbstverständlich. Seit 2006 ist Stoffel-Braun in Bühl als Seelsorger für Gehörlose tätig und tut das mit viel Freude. Für all die Sorgen, Nöte und Freuden seiner Schützlinge hat er ein offenes Ohr.